Der kleine Biber

 
 
 
 
 
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Tja, was einem so alles passiert im Leben! Neulich zum Beispiel vermisste ich eine Telefonnummer. Ich mein' heutzutage kommt es durchaus oft vor, dass man eine Telefonnummer wie verrückt sucht, aber sie will einfach nicht aus ihrem Erdloch hervorkommen, das ist im Grunde das Gleiche wie mit dem Biber Erich.

"Der Biber Erich?", wirst Du Dich jetzt wahrscheinlich fragen und das ist gut so!

Der Biber Erich ist ein alter Bekannter von mir, ein Altbekannter gewissermaßen. Alles fing damit an, dass der Erich eines Morgens aufstand.

Es war ein recht sonniger Tag mit wenigen Schäfchenwolken am Himmel. Der Fluss im dem er sein Haus zu bauen gedacht hatte gluckste hin und wieder vergnügt vor sich hin und von einer leichten blätterrauschenden Brise ließ er sich's gefallen hin und wieder seine Oberfläche auf verspielte Art zu kräuseln. Die Amsel Hilde und die Hubers (die Piloten von gegenüber) begannen sich auf dem Weg zum Markt zu machen, um kräftig für's junge Volk einzukaufen.

Erich bekam in seiner dunklen behaglichen Höhle nichts davon mit, er schlief noch tief und träumte von Deluxe-Dämmen und Ähnlichem, was sich deutlich an seinem zufriedenem Lächeln ablesen ließ. Gerade als der Traum beim Richtfest angelangt war beschloss dieser sich selbst zu beenden und sich in einen Traum von hocheffektiver Biberzahn-Zahncreme zu verwandeln, die sich vor Allem dadurch auszeichnete, dass Biberzähne ungefähr so hart werden wie Titanstahl!
Zufälligerweise war Erich in diesem Traum der Erfinder dieses Spitzenprodukts; dies quittierte Erich abermals mit einem zufriedenem Lächeln auf dem Gesicht, aber nun mit einer guten Prise mehr Stolz in diesem.
Erneut kuschelte er sich noch einmal in seine Biberbettwäsche (man beachte das Wortspiel: Hammer! :-)) und fiel aus dem Bett; wobei dies die Sache nicht ganz trifft, man könnte eher sagen, dass das Bett unter ihm wegfiel. Völlig verwundert ob dieser Tatsache erwachte Erich, blinzelte ziemlich verwirrt in die Wäsche - denn in dieser lag er dann ja auch tatsächlich - und drehte sich dann auf den Rücken um den Nobelpreis für seine sagenhafte Erfindung entgegenzunehmen und nebenher vielleicht auch noch die ein oder auch andere Hand zu schütteln.
Verblüfft wie ein im Trockenem aufgespannter Regenschirm blinzelte Erich durch die Wohnung und wirkte dabei nicht nur äußerst tapsig, sondern auch richtig paddelig und sooo knuddelig.
Im langsamen Erwachensprozess wurde ihm diese - für ihn - doch ziemlich peinliche Tatsache bewusst, so dass er seine Haltung so gleich straffte und ein möglichst unbekümmertes, aber zugleich doch äußerst professionelles Gesicht machte.

Er ging Richtung Ausgang, um den Tag ersteinmal mit einem genehmen Bad im vor der Tür gelegenen Fluss zu beginnen.
Erich schwamm auf sein Haus, reckte und streckte sich zuerst einmal in den kitzelnden und trotzdem freundlich wärmenden Sonnenstrahlen, rief ein träges, aber doch sehr freundliches "Guten Morgen" zu Hilde hinüber, die bereits vom Markt zurück war und geschäftig dabei im Gange war ihren Hauseingang zu fegen. Auch die Hubers, die gerade beim Frühstück beisammen saßen, bedachte er mit einem freundlichen Nicken.

Nun galt es! Die Arme hochgestreckt und den ganzen Körper gestreckt wie ein Stimmband, sprang er ab, ins Wasser. Abtauchend und mit allen Extremitäten wild um sich rudernd damit das Wasser nicht gar so kalt sei, jauchzte er einige vom Fluss begeistert besehene Blasen heraus. Mit einem kräftigen Stoß sprengte er die Wasseroberfläche auf um nun bequem wie ein unter Wasser gedrückter Ball auf ihr zu dümpeln. Die Sonne kitzelte ihn immer noch wohlgesonnen und der Fluss hatte weiterhin einen Riesenspaß daran die Oberfläche noch etwas wilder zu kräuseln.

Mit einem, zugegebener Maßen, sehr dumm anzuschauenden Gesichtsausdruck rümpfte Erich die Nase...  Es roch nach irgendetwas seltsamen, er hatte diesen Geruch schon einmal gerochen, es fiel ihm aber nicht sofort ein wo. Er grübelte (weiterhin naserümpfend), es war irgendeine Sache, die er hasste! Es fiel ihm aber wirklich partout nicht ein, es lag ihm zwar gewissermaßen auf der Zunge, da der Geruch ja offensichtlich aus dem Fluss kam...  und dann fiel es ihm ein! Kaffee! Oh heiliger Biberschwanz! Urplötzlich schreckte er hoch und sah sich den Fluss an, er war braun! "So eine Hammerkacke!", dachte Erich, er schwamm in Kaffee! Dafür musste jemand verantwortlich sein!
Darüber musste er nun nicht so lange nachdenken, der Schuldige war ihm sogleich klar! Doch was sollte er als kleiner Biber von zwar prächtiger Statur, unternehmen, diese Übeltäter überragte ihn um beinahe vier Biberlängen!

Und somit kommen wir zum Punkt: Einige Tage später spazierte ich durch den Wald, um, unter Anderem, mal wieder meinen alten Freund Erich Biber zu besuchen. Empört erzählte er mir bei einer Tasse Rindentee von der Geschichte und bat diesen bösen Menschen zu ermahnen, der jeden Morgen seinen ungetrunkenen Kaffee in aller Eile in den Abguss schüttete!

Dies will ich nun hiermit tun. Also lieber Leser: Schütte Dein Kaffee nicht mehr in den Ausguss! Denk an den armen Erich! Nichts hasst er so sehr wie Kaffee!


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