An einem sonnigen Abend im August reckte Herr Alois Bendum seinen rechten Zeh in Richtung Wohnzimmerdecke. Ein merkwürdiger Vorgang fürwahr, aber richtig verblüfft wäre ein zufällig vorbeigehender Passant gewesen wenn er das kleine Backsteinhäuschen auf Herrn Bendums Fuß gesehen hätte. Auf Herrn Bendums Fuß wohnte nun schon seit ziemlich genau ca. 15 Jahren 'Hugo'. Hugo der Fußmann. Der unvergleichliche, fantastische und überhaupt.... Hugo halt!
Hugo kam eines Tages einfach so mit einer Schubkarre voller Ziegelsteine aus einem Mäuseloch getrappelt. Damals sah er sich nur kurz um und marschierte zielstrebig auf ein riesiges Fußmassiv vor sich zu. Mit einem beherzten "Huppsalla!" warf er den Haufen Steine aus der Schubkarre - puff - hinauf auf den Risst des Fußmassivs.
Vielleicht sollte man an dieser Stelle
noch erwähnen, dass Hugo ein Zwerg war,
ein Wanderzwerg quasi. Wanderzwerge haben
eine putzige Anatomie, da sie nämlich
so piddelig klein sind, aber gleichzeitig
so verdammt schlau sind haben sie sich was
einfallen lassen: Sämtliche vorhandene
Logikbausteine werden in einem
aufwändigen (aber trotzdem total
langweiligen) Verfahren aus dem
Wanderzwergehirn extrahiert. Bis zu einer
Entfernung von 20(!) cm strahlen diese
Logikbausteine ihre spirituelle Energie an
die Umwelt ab, die Intelligenz ist sozusagen
ausgelagert.
Damit also ein so kleiner Wanderzwerg nicht
allzu dumm wird, muss er natürlich die
Steine immer um sich haben. Geht ein Zwerg
dann auf Wanderschaft (das sind die
Wanderzwerge nahezu immer, drum der Name
(schlau, oder? (Verzeihung für die
andauernden Einwürfe!)) Also das mit
dem Name ist schlau..) ...ähm...ach ja!
Geht ein Zwerg also dann auf Wanderschaft
nimmt er also die Steine immer in der eigens
für Wanderzwerge angefertigten
Schubkarre mit.
So tat es auch unser Hugo. Er hatte
allerdings auch die wunderliche Eigenart
die Steine einfach wüst und verlassen
in der Karre liegen zu lassen, sondern er
spuckt - wie auch jetzt auf dem
Fußmassiv - in seine feisten
Patsche-Händchen und schichtet die
Steine ganz geschickt übereinander.
Der findige Leser hat natürlich
bereits verstanden, dass der kleine Hugo
sich immer ein Häuslein aus seinen
Logikbausteinen zur Rast errichtet.
So kam es also, dass der alte Hugo vor einem
(nämlich seinem) Haus saß und ein
kleines Pfeifchen schmauchte und das Ganze
auch noch (Ja, ich weiß es ist
empörend und geradezu unmöglich)
auf dem Fuße des gutmütigen Herrn
Alois Bendum.
Damals als Hugo gerade seinen ersten Stapel
Haus errichtet hatte ließ Alois so etwas
wie ein "Huch!" oder vielleicht ein
"Huppsalla!" von sich verlauten.
Und genau mit diesem Laut begann die wunderbare
und außergewöhnlich großartige
gute Freundschaft beider. Du musst nämlich
wissen, dass Hugo ein besonderes Faible
für diese "Hu-Wörter" hat
und Alois wiederum ein besonderes Faible
für kleine Etwasse, die einfach so
Häuser auf seinem Fuß bauen (die
Leute haben Macken..., unglaublich!).
Naja, so ist das also...
Eines schönen Tages im August (ich meine
es war bereits Abend) als Herr Alois Bendum
gerade mal wieder seiner
Lieblingsbeschäftigung nachging,
nämlich seinen rechten Zeh recht geschickt
und schön hochgestreckt zur Wohnzimmerdecke
zu richten, geschah es: Das Fatale! Aber der
Reihe nach...
Er streckte also mit einem vergnügten
Knacken seiner Knochen sein Bein aus und reckte
- mit Hilfe seiner Hände, die das Knie von
unten in andächtigem Griff hielten - sein
Bein hoch. Die Körperspannung ergoss sich
in sein , schoss hoch, drängte, schob bis
sie schließlich tirilierend im rechten
Zeh angekommen war. Durch unglückliche
Umstände hatte die Körperspannung an
diesem schönen Tag einen ausgenommen
schlechten und abscheulichen. Aus purer
Boshaftigkeit (was spannender ist)
beziehungsweise durch ein Missgeschick (was
wahrscheinlicher ist, dennoch aber ungeklärt)
stolperte die Körperspannung über ein
glückstrunkenes und vergnügt glucksend
taumelndes Blutgefäß und war aus
dem Tritt.
Dies löst eine wahrhaft babylonische
Kettenreaktion aus, deren genaue
Erläuterung verschiedene namhafte Bibliotheken
bis unter's Dach ausfüllen würde. Wie
ein Bescheuerter begann Alois nun nämlich
sein gestrecktes Bein abwechselnd gegen ein
unbeteiligt vor sich hin dümpelndes
Luftmolekül und den Boden zu dreschen. Diese
doch dann schon als stark zu bezeichnenden
Erschütterungen gingen - wie man sich denken
kann - nicht unbemerkt an Hugo vorüber. Mit
einem quiekenden "Huuuiich!" klammerte
Hugo sich an seiner schlingernden Gartenbank fest.
Doch es half nichts, mit jedem Anprall am
Loftmolekül (welches sich mittlerweile, was
die Meinung über den Tag anging, der
Körperspannung angeschlossen hatte) oder dem
Boden löste sich die Gartenbank mehr und mehr
aus den Fußhaaren in denen sie verankert
war. Sein in der Zwischenzeit auch recht
lädiertes Haus kam ihm zusätzlich
steineweise entgegen, dies war ein nicht minder
schlechter Umstand für Hugo, da er ein
immer deutlich dümmeres Gesicht machte, anfing
zu sabbern und interessante Theorien über
Loftmoleküle vor sich hinbrabbelte. Die
Logikbausteine lagen verteilt in alle Ecken von
Alois' Wohnzimmer, diesem Umstand verdankt Hugo
wohl auch die "fantastische" Idee
einfach mal die Bank loszulassen.
Nun flog er plötzlich in hohen Bogen,
verfolgt von Gartenbank, Haus und Hof, direkt
in den Mülleimer. Dieser Flug machte Hugos
Tag zu einem nicht minder schlechten als den der
Körperspannung oder dem Luftmolekül. Das
lag jetzt nicht direkt an seinem -
zugegebenermaßen - sehr stinkenden
Landungsort, sondern auch an dem kleinen
'Knacks', das sein Genick bei der Landung
machte.
Aus war's! Der Hugo war tot, quasi so tot wie eine
mausetote Maus.
Herr Bendums Bein aber hatte sich wieder beruhigt
und so stand er erstmal auf, schlurfte grummelnd
in die Küche und setzte einen Trauer-Kaffee
auf.
Ein bisschen traurig war der Abend dann aber schon, das will ich nicht unerwähnt lassen.
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